Auf dem staatlich wenig geregelten und kaum überwachten Markt der Finanzberater tummeln sich zahlreiche zwielichtige Gesellschaften. Wir sagen Ihnen, wie Sie dubiose Geldanlage-Angebote erkennen können.
Was ist ein "Finanzberater"?
Die Bezeichnung "Finanzberater", manchmal garniert mit dem Zusatz "unabhängig", ist klangvoll, aber kein geschützter Begriff im Sinne einer Berufsbezeichnung, die einer Zulassung bedarf. Auch eine Visitenkarte mit dem Aufdruck "Finanz-" oder "Vermögensberateroptimierer" oder "Geldfachmann" kann frei gewählt werden.
Wo kann ich mich über Anbieter informieren?
Eine Auflistung von seriösen Anbietern oder eine "schwarze Liste" gibt es nicht. Sie kommen daher nicht um eigene Recherchen herum. Das ist mühsam, aber wichtig. Schließlich geht es um Ihr Geld.
Um zu prüfen, ob der, in dessen Hände Sie Ihre Finanzen legen, eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat, nutzen Sie die Datenbanken der BaFin. Bei der BaFin finden Sie auch die neuesten Warnungen zu unerlaubten Geschäften. Auf der verlinkten Suchergebnisseite der BaFin sehen Sie zudem die aktuellsten gemeldeten Unternehmen. Die Behörde hat allein im ersten Halbjahr 2024 Dutzende von Warnungen vor Websites veröffentlicht, auf denen unerlaubte Geschäfte betrieben werden.
Wie immer in Gelddingen ist aber auch Ihre Selbstverantwortung gefragt. Selbst wenn das Unternehmen von der BaFin beaufsichtigt wird, ändert dies nichts daran, dass Sie Ihr Geld verlieren können oder eine hohe Provision bezahlen.
Eine weitere Recherchequelle ist die Datenbank der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Dort können Sie den Vermittler anhand seiner Registrierungsnummer überprüfen.
Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören
Opfer finden. Psychisch manipulieren. Vertrauen aufbauen. Die Methoden, mit denen Anlageetrüger:innen ihre Opfer überzeugen, Geld zu überweisen, sind vielfältig. In dieser Folge sprechen wir mit Barbara, die an solche Personen ihre Altersvorsorge verloren hat, in dem Glauben, es sei schlau angelegt. Anhand ihres Falles geben wir Tipps, wie man sich selbst schützen kann.
Der Podcast ist im Rahmen eines vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderten Projekts entstanden.
Wie stellt ein unseriöser Finanzberater den Kontakt her?
Die erste Kontaktaufnahme kommt häufig über Werbebanner auf Nachrichtenseiten oder soziale Netzwerke zustande. Typischerweise führt der Newsfeed zu einem vermeintlich journalistischen Artikel über eine neue Geldanlageidee. Auf der Website können Nutzer:innen ihre Daten hinterlassen. Die Reaktion der vermeintlichen Finanzberater erfolgt meist umgehend.
Aber auch unaufgeforderte Angebote per E-Mail und der Cold-Call, also der Anruf ohne vorherige Ankündigung, sowie das überraschende Schellen an der Haustür sind weiterhin verbreitet. Die Kontaktaufnahme ohne vorherige Zustimmung ist aber wettbewerbsrechtlich grundsätzlich nicht zulässig.
Vor allem über soziale Medien und über Telefongespräche wird dann ein persönlicher Kontakt aufgebaut, etwa über gemeinsame Interessen und Wertvorstellungen. Die Gefahr hierbei: Durch das persönliche Vertrauen zum Finanzberater treten die rationalen Aspekte der Geldanlage in den Hintergrund. Diese sollten Sie aber nicht aus dem Blick verlieren.
Seien Sie vorsichtig: Auch wenn der Anbieter Verwandte oder Bekannte als Referenz nennt oder diese Sie sogar selbst ansprechen, damit Sie einen Beratungstermin vereinbaren, ist das kein Beleg dafür, dass die Geldanlage seriös ist.
Manchmal wird Ihnen zum Einstieg ein Geschäft mit minimalem Betrag angeboten. Damit sollen Sie die Leistungsfähigkeit des Anbieters testen. Dieses Erstgeschäft verläuft natürlich immer positiv. Die Köder werden ausgeworfen. Und Anleger:innen erhalten zu Beginn der vermeintlichen Geschäftsbeziehung auch noch Auszahlungen. Also: Lassen Sie sich auf keinen Fall zu einem Erstgeschäft überreden - und sei es auch noch so klein.
Wird Ihnen ein ungewöhnlich hoher Ertrag versprochen?
Nach wie vor gilt: Je mehr Ihre Geldanlage an Rendite oder Ertrag abwerfen soll, desto höher ist in der Regel auch das Risiko. Oft versprechen unseriöse Finanzberater Traumrenditen ohne Risiko.
Selbst wenn Verwandte oder Bekannte die versprochene Verzinsung bereits erhalten haben, heißt das nicht, dass das Angebot seriös ist. Häufig werden Anlegern anfangs die versprochenen hohen Renditen gezahlt. Damit wollen Vermittler über eine Art Schnellballsystem neue Kund:innen gewinnen. Die Gewinne fließen aber nicht aus tatsächlich erwirtschafteten Erträgen, sondern aus den Anlagegeldern der Neukund:innen.
Tipp: Über Sicherheit, Rendite und Laufzeit der Angebote machen unseriöse Berater nur mündliche Zusagen. Treten diese Versprechen nicht ein, haben Sie ein Beweisproblem. Lassen Sie sich deshalb Versprechen immer schriftlich zusichern.
Was wird Ihnen außer einer Rendite noch versprochen? Immer beliebter wird als Verkaufsargument neben einer hohen Rendite auch ein Impact Ihrer Geldanlage hervorgehoben. Mit "Impact" sind Investitionen gemeint, die sowohl eine Rendite als auch nachweisbare soziale und ökologische Wirkungen haben. Es gibt auch sehr riskante und unseriöse Umweltinvestments.
Setzt der Anbieter Sie unter Zeitdruck?
Sie sollten Anlageentscheidungen immer in Ruhe überlegen. Bei unseriösen Angeboten gibt es eigentlich nur einen, der unter Zeitdruck steht: der Anbieter. Er muss aus einem Kunden in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld herauspressen. Wenn der Kunde erst einmal merkt, dass er über den Tisch gezogen wird, versiegt die Geldquelle schnell.
Deshalb werden Sie hellhörig, wenn
- der Anbieter auf schnelle Vertragsunterzeichnung drängt,
- er Ihre Fragen mit Gegenfragen beantwortet, etwa "Sehe ich so aus, als würde ich lügen?" oder
- er bereits vorhandene Geldanlagen schlechtmacht oder Sie gar zur Kündigung auffordert,
- er Sie abwimmelt mit den Worten, das stehe alles im Verkaufsprospekt, er Ihnen den Prospekt aber erst nach der Vertragsunterzeichnung überreicht. Vorsicht: Achten Sie hierbei darauf, dass Sie nicht bei jeder Geldanlage ein 14-tägiges Widerrufsrecht haben, etwa bei Unternehmensbeteiligungen.