Teure Mieten, keine Zeit für einen Nebenjob und der ständige Prüfungsstress. Viele junge Menschen können ihr Studium an einer Hochschule nur abschließen, wenn sie sich für ihren Lebensunterhalt Geld leihen. Mit einer aktuellen Untersuchung will die Verbraucherzentrale herausfinden, in welcher Lebenssituation Studierende Schulden für ihren Lebensunterhalt machen und ob sie sich vor Überschuldung fürchten.
Mit dem Ende der Schulzeit endet auch die finanzielle Sorglosigkeit. Wer in eine andere Stadt aufbricht, um zu studieren, muss nach der aktuellen Sozialerhebung des Studentenwerkes mit Lebenshaltungskosten in der Größenordnung von 850 Euro pro Monat rechnen. In der Theorie soll Dank des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (kurz: BAföG) jeder unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern studieren können. Die Realität sieht anders aus. Zum einen müssen ca. 70 Prozent der Studierenden nebenbei jobben, zum anderen nutzen bundesweit ca. 100.000 Studierende nach dem aktuellen Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung einen Studienkredit. Etwa die doppelte Anzahl befindet sich in der Rückzahlungsphase.
Spätfolgen – Familiengründung, Immobilienerwerb
Trotz bestandenem Abschluss fällt ein Start ins Erwachsenenleben schwer, wenn sich in den letzten Jahren ein Schuldenberg aufgetürmt hat. Überschaubar sind die Schulden bei BAföG-Empfängern, bei Ihnen wird in der Regel vom zuständigen Bundesverwaltungsamt die Rückzahlungssumme bei maximal 10.000 Euro gekappt. Wer den Studienkredit der KFW beansprucht hat, kann bereits maximal 54.600 Euro Schulden ansammeln, die dann noch verzinst werden. Sind dann noch Kredite von kommerziellen Anbietern dabei, kann die Summe insgesamt schnell sechsstellig werden, weiß Stephan Tietz – zuständig für Finanzfragen bei der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern – zu berichten. Dazu kommt die immer größer werdende Furcht davor, dass der Studienabschluss nicht gelingt, oder auf den Abschluss erst einige Zeit lang Arbeitslosigkeit folgt.
In den Verbraucherberatungen taucht oft das Problem auf, dass diese Altlasten aus dem Studium erst mühsam abgezahlt werden müssen, bevor z. B. an den Erwerb einer eigenen Immobilie oder auch den Umzug in eine größere familientaugliche Mietwohnung gedacht werden kann. Die Gründung einer Familie oder Sparen für eine zusätzliche Altersvorsorge verzögert sich damit erheblich. Nach Stephan Tietz ließe sich die Verschuldung fürs Studium vermeiden, wenn die Hochschulen besser mit kostenfreien Lehrmitteln und bezahlbaren studentischem Wohnraum ausgestattet wären und bereits in der Schule über die finanziellen Herausforderungen einer Ausbildung informiert wird. Das fordert die Verbraucherzentrale und benötigt dafür Ihre Unterstützung. Bei der letzten Umfrage von Juli bis Oktober 2018 haben über 500 Studierende teilgenommen und gezeigt, dass die Erfahrungen aus unseren Beratungen sich mit den Empfindungen der Studierenden decken. Ein Studium sollte nicht mit der Angst vor einer Überschuldung einhergehen müssen. Um die Interessen der studierenden Verbraucher und ihrer Angehörigen gut vertreten zu können, bitten wir darum, bei unserer Onlineumfrage mitzumachen.
Für weitere Informationen:
Stephan Tietz, Leiter FB Finanzdienstleistungen