Portionsgrößen: Lebensmittelindustrie macht nur "halbe Sachen"

Pressemitteilung vom
Freiwillige Portionsgrößen auf Lebensmittelverpackungen stimmen häufig nicht mit den tatsächlichen Essgewohnheiten überein. Zu diesem Schluss kommen die Verbraucherzentralen in einer bundes-weiten, interaktiven Befragung von Verbrauchern.

Freiwillige Portionsgrößen auf Lebensmittelverpackungen stimmen häufig nicht mit den tatsächlichen Essgewohnheiten überein. Zu diesem Schluss kommen die Verbraucherzentralen in einer bundes-weiten, interaktiven Befragung von Verbrauchern.

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Demnach verzehrten die Teilnehmenden im Durchschnitt mehr als zweimal so viel Müsli oder Chips wie auf den Etiketten als Portionsgröße deklariert. Die Verbraucherzentralen fordern von der Lebensmittelindustrie sinnvolle Angaben.

Portionsgrößen der Hersteller bestehen Realitätscheck nicht

1.490 Verbraucher hatten an dieser nicht repräsentativen Befragung teilgenommen. Dabei sollten sie die Portion Müsli und Chips abfüllen, die ihren üblichen Essgewohnheiten entspricht. Beim Müsli lag die Portions-größe im Durchschnitt bei 81 Gramm, bei den Chips betrug sie 63 Gramm. Damit waren die tatsächlichen Portionen mehr als doppelt so groß wie die Portion, die die Hersteller auf der Verpackung empfahlen. Beim Müsli waren 40, bei den Chips 30 Gramm angegeben.

Kleinere Portionen suggerieren geringere Zucker- und Fettgehalte

"Zwischen Kennzeichnung und Wirklichkeit klafft eine große Lücke", sagt Antje Degner von der Verbraucherzentrale M-V. "Nach unserer Auffassung rechnen die Hersteller ihre Produkte mit den Mini-Portionen "gesund". Aus kleineren Portionsgrößen ergeben sich automatisch auch geringere Mengen an Zucker oder Fett, die Verbraucher vermeintlich zu sich nehmen." Ein Rechenbeispiel anhand der verwendeten Produkte aus der Umfrage verdeutlicht, dass die Befragten im Durchschnitt beim Müsli statt wie angegeben 14 rund 28 Gramm Zucker verzehren, bei den Chips sind es statt 9,9 sogar 20,8 Gramm Fett.

Einheitliche Portionsgrößen lassen sich nicht bestimmen

Nach den Ergebnissen der Umfrage schlussfolgern die Verbraucher-zentralen zudem, dass die realistische Angabe von Portionsgrößen auf Verpackungen bei diesen Produkten gar nicht möglich ist: Die von den Verbrauchern eingefüllten Mengen variierten sehr stark. Die Werte lagen zwischen elf und 302 Gramm beim Müsli und zwischen drei und 250 Gramm bei den Chips, was beim höchsten Wert der gesamten Packung entsprach. Viele Befragte hatten zudem Schwierigkeiten, die Menge einer Portion überhaupt richtig einzuschätzen. Sie sollten aus vier Schalen mit unterschiedlicher Menge an Müsli oder Chips diejenige herausfinden, die der Portionsgröße auf dem Etikett entsprach. Nur 39 Prozent der Teilnehmer lagen beim Müsli richtig, bei den Chips waren es 50 Prozent.

Prominent auf der Schauseite der Verpackung angegebene Nährwerte pro Portion sind den meisten bekannt. Über 86 Prozent der Befragten kannten diese Piktogramme, aber nur ein Bruchteil achtete darauf und orientierte sich daran. Die Mehrheit wünschte sich verständlichere und nachvollzieh-barere Angaben, wie beispielsweise eine Kennzeichnung, die sich auf 100 Gramm oder eine erkennbare Portion bezieht. Auch die Ampelkennzeich-nung fand eine größere Zustimmung.

Verbraucherzentralen wollen sinnvolle Portionsangaben auf Verpackungen

Die Verbraucherzentralen fordern: Bei nicht eindeutig portionierbaren Lebensmitteln - wie Chips oder Müsli - sollen Hersteller auf Portions-angaben verzichten. Willkürlich gewählte Portionsgrößen verwirren statt zu informieren. Lediglich bei Verpackungen mit konkreten Portionen wie etwa einem Riegel, einer Scheibe oder einem Becher können die Informationen auf dem Etikett sinnvoll sein.

Den ausführlichen Untersuchungsbericht finden Sie hier


 


Für weitere Informationen:

Antje Degner
Projekt Lebensmittel und Ernährung

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Ein Gerät Healy neben dem Wort Warnung.

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