Vergleichsportale richtig nutzen: So finden Sie das beste Angebot

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Viele Vergleichsportale versprechen, auf Knopfdruck den besten Kredit oder die günstigste Versicherung zu finden. Doch die Ergebnisse sind nicht immer neutral und erfassen nicht alle Anbieter. Die Verbraucherzentrale zeigt, worauf Sie bei der Nutzung von Vergleichsportalen achten sollten.
Jemand drückt auf einer Computertastatur auf eine Taste namens "Tarife vergleichen".

Das Wichtigste in Kürze:

  • Vergleichsportale sind nicht objektiv, können aber hilfreich sein.
  • Achten Sie auf Transparenzhinweise, Sortierfunktionen und Hinweise, welche Anbieter verglichen werden.
  • Manche Rankings sind nicht neutral. Sie können zum Beispiel von Provisionszahlungen oder Geschäftsbeziehungen abhängen.
  • Nutzen Sie Vergleichsportale stets kritisch. Vergleichen Sie Angebote im Internet auf verschiedenen Seiten sowie beim Anbieter selbst.
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Von Preisvergleichen im Internet versprechen sich Kund:innen einen guten Überblick und das beste Angebot – und das möglichst einfach und schnell. Auf den ersten Blick wirken die Vergleichsportale verbraucherfreundlich und neutral. Realistisch betrachtet sind sie das jedoch nicht.

Wie neutral sind Vergleichsportale?

Online-Vergleichsportale handeln wie Makler:innen: Sie listen manchmal nur ausgewählte Unternehmen und erhalten für jeden vermittelten Vertragsabschluss eine Provision. Sie zeigen oftmals nur diejenigen Angebote an, mit deren Anbietern sie einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben. Einige Vergleichsportale im Internet recherchieren aber auch selbst zu Angeboten und entsprechenden Tarifen. Außerdem können die Portale den Algorithmus so gestalten, dass er Angebote mit höheren Provisionen für das Portal bevorzugt. Die Plattformen arbeiten also nicht uneigennützig und nicht immer neutral.

Preisvergleiche sind nur scheinbar kostenlos. Die meisten Vermittlungsplattformen verlangen kein direktes Entgelt für ihre Leistungen. Trotzdem zahlen Sie als Nutzer:in die Kosten durch:

  • verdeckte Werbeanzeigen
  • die Verwertung Ihrer persönlichen Daten
  • höhere Preise, die sich aus eingepreisten Provisionszahlungen an die Anbieter der Dienstleistungen ergeben

Nur wer Geschäftsmodell und Funktionsweise der Vergleichsportale versteht, kann die Portale sinnvoll nutzen.

So nutzen Sie Vergleichsportale richtig

  1. Eigenen Bedarf klären
    Bestimmen Sie zuerst, was Sie benötigen, um einen für Sie passenden Vertrag zu finden. Entscheiden Sie, welche konkreten Leistungen Sie benötigen, wo Sie zusätzliche Leistungen brauchen und wo Sie vielleicht Ihren Bedarf aus Kostengründen einschränken können.
  2. Fehlende Anbieter herausfinden
    Machen Sie sich bewusst, dass Vergleichsportale im Internet nicht immer einen umfassenden Marktüberblick geben. Es werden – je nach Branche - nicht immer alle Anbieter berücksichtigt. Checken Sie daher immer die Liste der vom Portal berücksichtigten Anbieter. Finden Sie heraus, ob viele oder große Anbieter am Markt fehlen.
    Vergleichsportale müssen Sie darüber informieren, welche Anbieter sie in den Vergleich mit eingebunden haben.
  3. Voreinstellungen anpassen
    Stellen Sie selbst ein, ob etwa der beliebteste Tarif, die monatliche Grundgebühr oder der durchschnittliche Preis wichtig für Ihre Entscheidung sind. Sie bestimmen die Reihenfolge. Überprüfen Sie die Einstellung zur Einpreisung von Boni. Nur so können Sie die tatsächlichen Jahreskosten vergleichen. 
    Ein Beispiel: Bei der Suche nach dem besten Stromtarif belegt Tarif A den obersten Platz. Er ist durch einen Bonus zu Vertragsbeginn zunächst besonders günstig. Im zweiten Vertragsjahr wird der Tarif plötzlich viel teurer. Für das Ranking entscheidend ist nur der günstigere Preis im ersten Vertragsjahr. So erscheint ein Vertrag auf den ersten Blick besonders günstig, der dauerhaft gar nicht günstig ist. Schauen Sie sich daher die Kosten für die gesamte Erst-Vertragslaufzeit an.
  4. Ergebnisliste und bezahlte Anzeigen unterscheiden
    Verwechseln Sie Vergleichsergebnisse bei Vergleichsportalen nicht mit bezahlten Anzeigen. Überprüfen Sie stets, ob Suchergebnisse mit Zusätzen wie "Gesponsert" oder "Anzeige" gekennzeichnet sind. Die Kennzeichnung ist meist unauffällig.
  5. Mehrere Vergleichsportale nutzen
    So berücksichtigen Sie möglichst viele Anbieter und Tarife und müssen nicht nur auf eine Rangliste vertrauen. Aber Vorsicht: Einige Preisvergleiche im Internet nutzen dieselbe Datenbasis und denselben Algorithmus. Angaben dazu sind teilweise nicht oder nur schwer aufzufinden. Manchmal finden sie sich im Impressum oder in unmittelbar unter der Rangliste verlinkten Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Ähneln sich die Aufbereitung und grafische Darstellung von Suchergebnissen zweier Portale sehr stark, kann das ein Hinweis auf die Nutzung der identischen Datenbasis sein.
  6. Direkt beim Anbieter vergleichen
    Vergleichen Sie Angebote, Preise und Vertragsbedingungen auf den Websites der Anbieter selbst. Manchmal ist ein Vertrag direkt mit dem Anbieter günstiger, manchmal über das Vergleichsportal. 
    Beziehen Sie zusätzlich die Angebote von Anbietern ein, die nicht in Vergleichsportalen gelistet sind: Manche Anbieter arbeiten nicht mit Vergleichsportalen zusammen. Ein Beispiel hierfür sind Direktversicherungen. In manchen Versicherungssparten gibt es Direktversicherer, die hohe Marktanteile besitzen und gute Konditionen bieten. Die Portale müssen die Anbieter nennen, die sie bei der Erstellung des Vergleichs einbezogen haben. Die Anbieterliste muss klar und verständlich dargestellt und für Sie unmittelbar und leicht zugänglich sein.
  7. Vertragsbedingungen lesen
    Die Vertragsbedingungen bei Vergleichsportalen können sich von denen der Anbieter unterscheiden. Schauen Sie in das Kleingedruckte der Anbieter. Informieren Sie sich vor Vertragsabschluss über Ihre Widerrufs- und Reklamationsmöglichkeiten oder die Bedingungen für die Bonuszahlung. Prüfen Sie zudem, ob und unter welchen Bedingungen das Vergleichsportal selbst Leistungen wie etwa einen Bonus anbietet.
  8. Gütesiegel und Zertifikate prüfen
    Unabhängig, super professionell, zufriedene Kunden, exzellenter Service – viele Vergleichsportale werben mit Gütesiegeln und Zertifikaten. Nicht selten sind diese Siegel vom Portal selbst erstellt und stammen nicht von einer unabhängigen Prüfstelle. Und: Auch wenn das Gütesiegel echt ist – über den Algorithmus oder die Darstellung der Ergebnisse sagen die meisten von ihnen nichts aus. Sie beziehen sich auf einzelne Bereiche wie zum Beispiel die Servicequalität oder Funktionsweise der Seite.
  9. Zeit nehmen
    Einen guten Überblick bekommen Sie nicht in wenigen Minuten. „Nur noch wenige Plätze“, blinkende Uhren, angebliche Zeitknappheit – viele Vergleichsportale arbeiten mit solchen Dark Patterns. Diese Methoden sind rechtlich unzulässig. Verbraucher:innen sollten sich davon nicht beeinflussen lassen.

Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören

In unserem Podcast "Genau Genommen" spricht Dorian Lötzer mit Dr. Julia Gerhards der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz über die Tücken der Vergleichsportale und findet heraus, worauf man beim Preisvergleich im Internet achten sollte.

Diese Folge wurde am 17.08.2021 veröffentlicht.

Der Podcast ist im Rahmen eines vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderten Projekts entstanden.

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So nutzen Sie Vergleichsportale richtig

  1. Machen Sie sich bewusst, dass Vergleichsportale im Internet nicht immer einen umfassenden Marktüberblick geben. Es können– je nach Branche - nicht immer alle Anbieter berücksichtigt werden. Checken Sie daher immer die Liste der vom Portal berücksichtigten Anbieter und finden Sie heraus, ob viele oder große Anbieter am Markt fehlen.
  2. Nutzen Sie verschiedene Vergleichsportale, um sich über Anbieter und Tarife zu informieren, bevor Sie sich für ein Angebot entscheiden. Aber Vorsicht: Einige Preisvergleiche im Internet nutzen die gleiche Datenbasis. Das erkennen Sie vornehmlich an Hinweisen wie "powered by" oder "sponsored by".
  3. Vergleichen Sie Angebote, Preise und Vertragsbedingungen auf der Seite des Anbieters selbst. Es kann manchmal günstiger sein, einen Vertrag direkt mit dem Anbieter abzuschließen als über das Vergleichsportal – und andersherum.
  4. Zudem können verschiedene Vertragsbedingungen gelten. Schauen Sie auch in das Kleingedruckte der Anbieter. Zum Beispiel, um vor Vertragsabschluss über Ihre Widerrufs- und Reklamationsmöglichkeiten und Bedingungen für die Bonuszahlung Bescheid zu wissen. Prüfen Sie zudem, ob und unter welchen Bedingungen das Vergleichsportal selbst Leistungen wie etwa einen Bonus anbietet.
  5. Achten Sie auf die Voreinstellungen (voreingestellte Filter) bei Vergleichsportalen. Stellen Sie selbst ein, ob etwa der beliebteste Tarif, die monatliche Grundgebühr oder der durchschnittliche Preis wichtig für Ihre Entscheidung sind. Sie bestimmen die Reihenfolge.
  6. Überprüfen Sie die Einstellung zur Einpreisung von Boni. Nur so können Sie die tatsächlichen Jahreskosten vergleichen.
  7. Verwechseln Sie Vergleichsergebnisse bei Vergleichsportalen nicht mit bezahlten Anzeigen. Überprüfen Sie stets, ob Suchergebnisse mit – meist nur unauffälligen – Zusätzen wie "Gesponsert" oder "Anzeige" gekennzeichnet sind.
  8. Unabhängig, super professionell, zufriedene Kunden, exzellenter Service – viele Preisvergleiche im Internet werben mit Gütesiegeln und Zertifikaten. Nicht selten sind diese Siegel einfach vom Portal selbst gebastelt und stammen nicht von einer unabhängigen Prüfstelle. Und: Auch wenn das Gütesiegel echt ist – über den Algorithmus oder die Darstellung der Ergebnisse sagen die meisten von ihnen nichts aus. Sie beziehen sich auf einzelne Bereiche wie zum Beispiel die Servicequalität oder Funktionsweise der Seite.
  9. Sie haben Zeit! Nehmen Sie sich zum Preisvergleich im Internet ein paar Minuten Zeit. Einige Vergleichsportale versuchen, Sie unter Druck zu setzen: So sind Angebote "nur noch begrenzt verfügbar", eine Uhr zeigt die noch zur Verfügung stehende Zeit an oder aber die Angebote verknappen sich immer mehr. Bleiben Sie cool, es gibt bei den Anbietern direkt in der Regel ein vergleichbares Angebot.

Günstigen Strom- oder Gastarif finden

Sie wollen Ihren Stromanbieter wechseln? Hier erklären wir, worauf Sie speziell bei Tarifen für Strom und Gas achten sollten, damit das Suchergebnis Ihren Wünschen entspricht. Hierbei unterstützt Sie auch unsere Checkliste zum Energie-Anbieterwechsel.

Bei der Auswahl des richtigen Stromanbieters beraten Sie auch die unabhängigen Energieberater der Verbraucherzentralen. Eine Beratung ist in Ihrer Beratungsstelle der Verbraucherzentralen oder auch bei Ihnen zuhause möglich.

Vergleichsportale müssen transparenter werden

Damit Sie Vergleichs- und Buchungsportalen vertrauen können, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) verbesserte, gesetzliche Rahmenbedingungen. So sollten etwa Provisionen oder Zahlungen der Anbieter keinen Einfluss auf die Reihenfolge des Rankings oder die Darstellung der Produkte in der Ergebnisanzeige haben. Diese Forderungen an Buchungs- und Vergleichsportale können Sie hier nachlesen.

Interaktive Grafik: Vergleichsportale richtig nutzen

Update zur Grafik:

Seit 28. Mai 2022 gelten neue Informationspflichten für Vergleichsportale. 

  • Anbieter: Vergleichsportale müssen diejenigen Anbieter nennen, die bei der Erstellung des Vergleichs einbezogen wurden. Diese sogenannte „Positivliste“ der Anbieter muss leicht zugänglich sein. Optimal ist es, sie unmittelbar bei den Vergleichsergebnissen zu platzieren.
  • Ranking: Was oben steht, wird gesehen und gebucht. Die Reihenfolge der Ergebnisse ist für Anbietende sowie für viele Ratsuchende entscheidend. Vergleichsportale müssen deswegen offenlegen, welche Kriterien, zum Beispiel Bewertung, Beliebtheit, Preis oder Provisionen, für die Ergebnisliste ausschlaggebend waren und wie diese gewichtet wurden. Wirkt sich also ein Kriterium auf das Ranking aus, dann ist das klar und verständlich anzugeben. 

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